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Petri News 191

Fliegenfischen und Fliegenfischen H.R. Hebeisen « Die Fliege fischt über- haupt nie, sondern hängt leblos im Was- ser ! » Dass das zwei verschiedene Dinge sein können, weiss derjenige Fliegenfischer, welcher an un- seren Bergbächen mit der Fliege fischt, sich aber auch mit Fliegenfischen an, z.B. irischen Seen auskennt. Ein Unterschied wie Formel1 oder von mir aus mit dem Allrad auf die Alp hinauf fahren. Wir werden an den kommenden 23. bis 25. April-Tagen während unserer SWISS FLY SHOW Zeit haben, miteinander dieses Thema zu diskutieren und praktisch zu demonstrie- ren. Die Woche zuvor demonstriere ich an der 10. EWF in Fürstenfeldbruck und bin auch dort gerne bereit, darüber zu reden. Nur kurz, auf einen Nenner gebracht, der grosse Unterschied. Beim Fliegenfischen in den schnell und unre- gelmässigen fliessenden Alpen- und Voralpen- Gewässern kommt es auf eine filigrane Wurf- technik an, die Trockenfliege muss mit diversen Trickwürfen mal so und mal so angeboten wer- den. Beim Fliegenfischen auf dem Lough Corrib zum Beispiel kommt es nur drauf an, wie lange die, meistens nasse oder halbnasse, in der Mai- fliegenzeit oft auch trockene Fliege im Wasser schwimmt. Es geht, vor allem dank der Ruder- technik des Bootführers, sogar ganz ohne Wurf- technik : Einfach die Fliegen baden lassen und mit Menden arbeiten. Daraus ergab sich, zwischen einem Schweizer Fliegenfischer, der aber auch an den irischen Seen « oft zu Hause » ist, folgender ( abgekürzter ) Schriftwechsel. Guten Tag lieber Fischerkollege Ganz zuerst herzlichen Dank für den überzeu- gend, vernünftigen Artikel « Catch & Release - ja oder Nein ? Nein !!!!! » in den « Petri News ». Spricht mir persönlich aus dem Herzen. Hatte deswegen schon mit den jungen Forstingers in Schärding, vor etlichen Jahren, Meinungsver- schiedenheiten. Sehe aber der weiteren Entwick- lung mit Sorge entgegen. Wasser auf die Mühlen der Fischer Gegner ! Zu etwas Erfreulichem. Ich habe, im Mai die- ses Jahres, zum ersten Mal in meinem Leben Göran Andersson getroffen. Wusste vorher nichts über diesen Mann. Dann sah ich seine neue Wurftechnik. Ich muss sagen, einfach, effektiv, elegant. Hat mich überzeugt. Denn nur wenn die Fliege im, oder auf dem Wasser schwimmt, fängt sie Fische. Oft habe ich mich schon geärgert, wenn Fische, in Irland auf dem See, nach der Maifliege steigen, und ich muss erst mühsam meine Schnur aufladen, um meine Fliege wieder für einen 2. Versuch anbieten zu können. Meist ist der Fisch dann schon wieder weg. Darum interessiert mich ausserordentlich, was der grosse Meister zu dieser Technik sagt ? Weiss ich nicht alles darüber ? Gibt es Vorbe- halte ? Lohnt es sich damit anzufangen ? Mit Gruss aus Irland Erich Armoneit P.S. Einen « faulen » Fischer kenne ich auch. Patrick am Lough Derg. Der geht nur fischen, wenn der Wind bläst. An langer Rute und Schnur lässt er Maifliegen auf dem Wasser tanzen. Meist kommt der doch tatsächlich mit Fischen um die 4, 6 oder mehr Pfund, zurück. Lieber Fischerkollege Göran Andersson ist zweifellos einer der Gros- sen und das schon seit Jahrzehnten. Und, wenn er was doziert, so hat er Recht. Man darf aber halt einfach das Wort Fliegenfischen nicht nur auf einen einzigen Nenner bringen. Es ist doch ein Gewaltsunterschied, ob ich an der Emme, der Thur oder an der Töss mit der Trockenfliege auf Forellen oder in kleinen Flüsschen sogar auf Äschen fische. Auch Lachsfischen, ob in Skan- dinavien oder sonst wo, ist etwas völlig anderes und für diese Art der Fischerei ist Anderssons's Technik und Präsentation perfekt, ob man damit an der Iller Äschen fängt, das ist eine andere Frage. Wenn Sie in Irland mit dem Laden der Rute Probleme hatten, haben sie genauso falsch gefischt, wie das praktisch alle Schweizer Tro- ckenfliegenfischer tun. Richtig ist doch, dass der Boatman das Boot so im Wind hält, dass es mög- lichst langsam driftet. Da gibt es nur eine effi- ziente Fangtechnik. Ich habe die Menge Schnur draussen, die ich grad noch beherrsche. Das sind z.B 15 Meter. Und nun gibt es nur eine fängige Technik beim Fischen mit der Lachsfliege, der Nymphe oder dem Streamer, die irische : Blitz- artig nach dem Ablegen mache ich fünf Ein- Meter lange Strips mit der Schnurhand. 50 cm als Kompensation für das, dass das Boot ja zur Fliege hin driftet und etwa 50 cm, dass die Flie- ge überhaupt « fischt ». Nun ist die Fliege bei 10 Meter am Boot ange- langt, das ist genug, um meine Rute voll zu la- den, also ganz sanft abheben ( in dem Moment beisst oft noch einer oder eine ) und dann mit viel Druck ein ( und ja kein zweiter ! ) Rückwurf und sofort wieder ablegen. Ist kein Problem, wir ha- ben ja den Wind im Rücken und dann, eben ohne den Unterbruch von einem Sekundenbruchteil sofort wieder so einstrippen. Wir fischen die Fliege also immer rund 10 bis 15 Meter von uns weg und zwar fast ununterbrochen, nix von we- gen Leerwürfen. Das Ganze braucht vor allem mit den langen Ruten auch etwas Kraft für den Rückwurf - aber nicht eine perfekte Wurftech- nik. Aber was machen sie fast alle, auch wenn man es schon X-mal sagte ; sie werfen möglichst 18 oder mehr Meter, dann vergeht eine Sekunde, bis sie endlich in 30 cm Zügen einstrippen und zwar bis nahe ans Boot : Resultat : Ganz klar, die Fliege fischt überhaupt nie, sondern « hängt » leblos im Wasser und das den ganzen Tag und dann sagen sie Bootfischen ist Scheisse, weil sie logo nix fangen. Und zudem, die Rute wie- der voll aufzuladen ist nicht nur mühsam ( bei starkem Wind sogar unmöglich ), sondern verur- sacht während der Leerwürfe auch Windknoten ohne Ende. Stichwort : Makrame. In Oughterard verstarb kürzlich ein Fischer, der sehr viele Forellen und auch Lachse gefangen hat, der überhaupt nicht werfen konnte oder viel- leicht fast sicher nicht werfen wollte. Er badete die Fliege regelrecht mit Menden von Links nach Rechts. Und, weil er ein Schlauer war, logisch hinter dem Boot ! Uns so fischte seine Fliege un- unterbrochen. Scherz : Vielleicht ist GA bei ihm in die Schule gegangen… Freundlicher Gruss – auch aus Irland H.R. Hebeisen P.S. Der faule Fliegenfischer ist kein fauler Flie- genfischer, sondern ein kluger Fliegenfischer. Ist es windstill auf dem See, geht man in den Pub ; auf dem See bleibt man mit jeder Garan- tie Schneider. Fliegen baden und Fliegen fischen sind nochmals zwei verschiedene Dinge. KOLUMNE HRH Compendium Einige Themen der Wurftechnik beim Fliegenwerfen be- schäftigten mich schon in der Vergangenheit ; ich habe sie im ersten Compendium veröffentlicht. Zwischenzeitlich habe ich mich zudem wissenschaftlich mit der Beschleu- nigung der Fliegenschnur befasst. Mit Tenkara kam aus Japan auf dem Umweg über die USA, eine für uns neue Fliegenfischer-Technik zur Anwendung. Ein erweitertes, zweites Compendium war notwendig. Gratis bei uns im Laden, gratis, wenn wir es einem Päckli beilegen dürfen. 3 verDrehTe ansichTenÖfter mal was Neues, auch wenn das „Neue“ alt ist, einfach nur neu präsentiert wird und zudem weniger brauchbar ist, scheint ein Motto einiger Fliegenfischer zu sein. Als Neu bezeichnen sie oft auch die Umbenennung eines bestimmten Trickwurfes oder einer Wurftechnik. Meist wird der Wurf erstens vom Deutschen ins Englische übertragen und - um der Sache auch noch die nötige Wirkung zu geben – werden auch noch die Initialen in halbfett vorangestellt. Damit man nicht in Verdacht gerät, abgekupfert zu haben, hat man gegenüber der einfachen Originalerklä- rung eine weitaus kompliziertere zur Hand. Einer, den ich diesbezüglich ansprach, sagte mir, es sei zu kompliziert, um es mir am Telefon zu erklären – wie soll es denn ein einfacher Fliegenfischer verstehen? Es werden auch bestehende und weltweit bekannte Wurffehler mit absurden Behaup- tungen verteidigt. Wurffehler, die meist auf der Basis eines Grundfehlers entstehen, nämlich der falschen Fliegenruten-Haltung. Oder man imitiert den Räuber in den Gang- sterfilmen und hält – zwar nicht den Colt, aber die Fliegenrute - quer statt hoch. Schaut vielleicht „geiler“ aus, gibt einem Fliegenwer- fer den Touch von „Innovativ“, aber ist völlig für die Füchse, denn im Gegensatz zum Film, wo nur Schall und Rauch entweichen, kommt beim Match-Pistolenschützen eine Kugel aus dem Lauf, die im Schwarzen auftreffen soll.Und darum halten sie allesamt die Pistole hochkant. Grad eben so wie sich das auch bei einer Fliegenrute gehört. Und auch heute noch, selbst dann wenn es nicht neu ist und dies schon seit mehr als einem Jahrhundert bekannt ist. Darüber gelesen und gehört hat man in jüngster Zeit einiges, vor allem auf Youtube, Facebook und in den Foren, von denen es bald mehr als Fliegenfischer überhaupt gibt. Der grösste Fehler, den viele dabei machen, ist der, dass sie die wesentlichen Eckpunkte eines perfekten Fliegenwurfes ausser Acht lassen, so als gäbe es diese nicht einmal. Wir können nun einmal nicht die Physik auf die Seite schieben. Auch die Motorik nicht, und nicht einmal die Anatomie. Die ersten beiden Punkte sind absolut unver- rückbar und bestimmen sowohl die Geome- trie als auch die Dynamik. Auch in Sachen Anatomie tut man gut daran, ihr möglichst wenig entgegenzuwirken. Stimmt nämlich die Geometrie in Verbindung mit der richtigen Dynamik nicht überein, gelingt wenig bis gar nichts. Was bei vielen Fliegenfischern klar zu erkennen ist. Darum führe ich ja Casting-Cli- nics durch, um nicht nur die möglichen Fehler zu erkennen, sondern sie auch zu beheben.Der wahre hammerEine feine Kohl- oder Kartoffelsuppe von Muttern oder Oma war fein, ja ganz fein. Nur, würde man diese heute nach Jahrzehnten aufwärmen, wäre sie nicht mehr geniessbar. Und so geht es mir auch mit der Hammerthe- orie, die als Hauptargument für die Daumen- haltung gilt. Mehr dazu im Inhalt und mehr dazu gibt es auch nicht zu sagen. Aber auch nicht weniger. H.R. Hebeisen Anno 2014 vergleichen sie diese grafik zum Text „Die Beschleunigung der Fliegenschnur“. ich komme dort immer wieder auf den sinn dieser grafik zurück. Zeit VerlaufderBeschleunigung konstante Geschwindigkeit linear: konstante Beschleunigung 2 einige Themen der wurftechnik beim Fliegenwerfen beschäftigten mich schon in der vergangenheit; ich habe sie im ersten compendium veröf- fentlicht. Zwischenzeitlich habe ich mich zudem wissenschaftlich mit der Beschleunigung der Fliegenschnur befasst. mit Tenkara kam aus Japan, auf dem umweg über die usa, eine für uns neue Fliegenfischer-Technik zur anwendung. ein erweitertes, zweites compendium war notwendig. wurFsTile Das Kapitel Wurfstile habe ich mit einem Team exzellenter Fliegenwerfer und Fliegen- fischer verfasst. Peter Ulrich und ich gehören der älteren Generation an, Tobias Hinzmann und Jean-Paul Kauthen vertreten die nächste Generation. Sie haben mir vor allem auch nützliche Informationen aus den USA und aus Skandinavien besorgt – und waren beileibe nicht mit allen meinen Erstformulierungen Compendium by H.R. Hebeisen Neueste Erkenntnisse und Techniken im Fliegenwerfen. einverstanden. In solchen Punkten haben wir unsere Fliegenruten herbei geholt, sind ans Wasser gegangen und haben praktisch dis- putiert. Ich meine, das ist der vernünftigste Weg, denn in einer warmen Stube kann einer noch lange auch die unmöglichsten Theorien vertreten. So haben wir nicht nur Nischen entdeckt, sondern es haben sich sogar wieder neue Türen geöffnet. Praktisch zeigte sich so der richtige Weg für die richtige Formulierung und so haben wir uns zum Schluss auf die Version geeinigt, die der Fliegenfischer und auch die Fliegenfische- rin in der Folge lesen können. Es ist gut mög- lich, ja wahrscheinlich, dass der eine oder andere Leser in diesem oder jenem Punkt nicht - oder nicht ganz – einverstanden ist. Bedenken Sie: Es gibt keine diesbezügliche Arbeit, die von einhundert Prozent der Leser als perfekt und absolut richtig eingeschätzt wird. Sachlich begründete Einwände nehme ich gerne entgegen, aber bitte nur solche. Und auch keine solche, die auf der Basis „ich habe das Gefühl“ basieren. „Alles in der Welt verändert sich laufend“. Das ist seit Jahrzehnten mein liebster Begleit- spruch, vor allem für mein Berufsleben. Auch in Sachen Wurftechnik ist nicht das letzte Wort für ewig und alle Zeiten gesprochen. Stichwort TLT. Kommt aus Italien von Roberto Pragliola und ist die Abkürzung von „Technika di lancio totale“, oder auf Deutsch, die „Tech- nik des totalen Werfens“. Sie ist allein für die Trockenfliegenfischerei upstream in schnell fliessenden Gewässern geeignet und zwar in Verbindung mit etwa 5 Meter langen Fliegen- vorfächern. Geworfen wird die TLT-Technik mit relativ schnellen Fliegenruten um 7 Fuss und mit doppeltverjüngten Fliegenschnüren etwa der # 3. Ob sich diese Fischereitechnik dereinst in die Reihe der Wurfstile einreihen wird, zeigt die Zukunft. Ich bin und bleibe offen. Tenkara Sicher bin ich hingegen, dass Tenkara, die einfachste Methode des Fliegenfischens für alle Zukunft ein fester Bestandteil in Zentral- europa wird. Diese traditionelle, japanisch Art des Fliegenfischens ist vor allem auf unsere Alpen- und Voralpengewässer zugeschnitten und unbestritten oft erfolgreicher! Die Beschleunigung Der Fliegenschnur Weder aus physikalischer, noch aus mathe- matischer Sicht hat sich an den Grundsätzen eines perfekten Fliegenwurfes etwas geän- dert. Die wissenschaftlich formulierte Analytik hingegen schon. Sie ist in diesem Compen- dium II eingearbeitet. Wer das Thema auch in der Praxis beherrscht, wirft mit massiv weniger Aufwand und demzufolge lockerer, präziser, weiter und eleganter. Die folgenden beiden Themen habe ich aus gutem grund allein verfasst. ich bin auf widerstand gefasst und will ihn auch allein auf mich neh- men. an einem alten (und auch schweren) Fels kann man nicht so leicht rütteln. Die verschiedenen Wurfstile analysiert ab der Seite 19. PN 191/2015 ONLINE-SHOP WWW.HEBEISEN.CH 3

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