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Petri News 177

22 ONLINE-SHOP WWW.HEBEISEN.CH PN 177/2013 Merke: Auf vielen Fliegenruten, vor allem auf solchen aus Amerika und Fernost, ist die Schnurklasse oft zu schwer angegeben, weil der Fabrikant glaubt, dass du ein schlechter Werfer bist. Oder er will dich überlisten: Überschwer bestückt, wirft jede Rute scheinbar besser, aber viel plumper. Weil du kein plumper Fliegenfischer sein willst, probierst du die Rute mit mehreren Schnurklassen aus und nimmst eher die leichtere Schnur. Je besser du wirfst, desto leichter kann deine Schnur sein. Eine leichtere Schnur serviert die Fliege unauffälliger, sie belastet deine Rute weniger – und ermöglicht eine engere, saubere Schlaufe, weil leichte Schnüre die Rute weit weniger nach- wippen lassen. Ich mag zum Trockenfliegenfischen am lieb- sten meine HRH WF5.5F Longbelly, welche für alle Fliegenruten für die # 5/6 absolut perfekt ist. Die einzig richtige Schnurpflege ist übrigens so einfach wie billig: Wasche deine Schnüre regelmässig in lauwarmem Seifenwasser und spüle sie hinterher gut im klaren Wasser. Obwohl dies als ideale Fliegenfischer-Beschäftigung für den Winter empfohlen wird, ist Schnurpflege im Sommer viel wichtiger – dann bleibt der Chemiedreck nämlich nicht bis Weihnachten an deinen Schnüren. Schau dir kaputte, brüchige Schnüre an: Die Risse findest Du meist dort, wo die Schnur häufig mit den Händen ange- fasst wird. Deshalb meine Warnung vor diversen Chemi- kalien. Auch deine Haut dankt es dir, wenn du Sonnenöl und Insektenschutz unter diesem Gesichtspunkt aus- wählst. Faszination Fliegenfischen 25 Schwimmen oder sinken Zwei meiner liebsten Fischerfreunde haben mindestens ein Jahr lang nicht mehr miteinander geredet, weil der eine ein edles Aeschengewässer mit der Sinkschnur in Angriff nahm – und der andere keine Sinkschnüre mag. Dann erwischte mein Sinkschnur-Freund den Sinkschnur-Gegner mit dem Jig und sagte: «So brauche ich auch keine Sinkschnur, um zu den grossen Aeschen unten im Pool zu kommen». Seitdem reden sie wenigstens wieder miteinander. Du merkst: der Streit um die Sinkschnur ist kein Streit um Kaisers Bart. Er ist ein Streit ums Prinzip. Und im Prinzip geht es auch beim Fliegenfischen darum, Fische zu fangen. In weit über 90 Prozent der Fälle geht das an unseren Gewässern am besten mit der Trockenschnur, an der du durchaus auch Nymphen oder Nassfliegen präsentieren kannst. Aber es gibt auch Situationen, in denen Sink- schnüre (und ihre Varianten) eindeutig besser sind. Im hohen, kalten Frühlingsschmelzwasser bringst du deine Nymphe mit der Trockenschnur nicht (oder zumindest nicht lange genug) dorthin, wo die Forelle steht und beisst. Nimm, entsprechend der Gewässertiefe eine Sinkschnur oder eine Schnur mit sinkender Spitze. Das sind auch die richtigen Schnüre für die Streamerfischerei. Alte Lieben wiederzuentdecken, macht immer besondere Freude. Mir geht es so mit der «Intermediate», die im Wurf die Geschmeidigkeit und den Charme der alten Seiden- schnüre aufleben lässt. Weil ich sie so liebe, habe ich ihr im Kapitel «Lachsfischerei» eine längere Passage gewidmet. Lies dort nach, wenn du neugierig geworden bist. Soviel vorweg: Es gibt keine idealere Schnur fürs Nymphenfischen oder, wenn du sie vorher einfettest, für den Aufsteiger. Und es gibt Franzosen und Italiener, die in ihren heiklen, über- fischten Gewässern auch die Trockenfliege ausschliesslich mit der «Intermediate» präsentieren. Schussköpfe (ST für Shooting Taper) sind für allergrösste Weiten oder Tiefen da, die oft fern von jeder guten Fliegen- fischer-Praxis liegen. Solche und andere Varianten wirst du vielleicht kennenlernen, wenn du sie als (nicht nur touris- tisch) erfahrener Fliegenfischer wirklich brauchst. Eine Skagit-Fliegenschnur ist ein ultrakurzer Schusskopf. Er ist nur dann zu empfehlen, wenn du grösste Tiefen er- reichen willst. Die Schnurklasse ist völlig unabhängig von der Art der Fliegenschnur. Eine WF8F hat auf den vordersten 10 Yards das gleiche Gewicht wie eine ultraschnell sinkende WF8S. Die Farbe Es wird hilfreich für dich sein, das Buch «Die Forelle und die Fliege» zu lesen. Was Brian Clarke und John Goddard da mit Fotos aus der Fischperspektive dokumentieren, wird dich davon überzeugen, dass du keine weissen oder hell leuchtenden Schnüre nehmen sollst. Leuchtschnüre in pop- pigem Gelb und Rot oder gar in Orange oder Minze finde ich zudem noch ausgesprochen hässlich. Halte dich auch bei der Schnurwahl an dezente, aber gut sichtbare Töne wie Beige, Eisblau, Pfirsich oder Lindengrün und so weiter. Dass Sinkschnüre meist dunkel gefärbt sind, macht nichts: Du siehst sie sowieso nicht. 24 Faszination Fliegenfischen Die Tabelle kann dir nur einen groben Überblick geben. Das Schwimmverhalten variiert oft sogar zwischen Schnüren mit gleicher Bezeichnung. Entscheidenden Einfluss haben jedoch Strömungsverhältnisse, Schnurklasse und Einwurf- winkel. Trockenschnur (F) Intermediate (I) Sink Tip (F/S) Nymph Tip (F/S) Langsame Sinkschnur (S) Schnelle Sinkschnur (S) Sehr schnelle Sinkschnur (S) (HRH SSS) Superschnell sinkender Schusskopf (ST/S) (Skagit) Jeder Aufsteiger hat mal ganz unten angefangen – und fängt auch dort. Faszination Fliegenfischen Einfach Fliegenfischen Die ganze Einführung in die Passion Fliegenfischen über neutrale Geräteempfehlung, Bekleidung bis zum Vorfach und dem Zubehör. Neuauflage Faszination Ein Bestseller auf diesem Gebiet kommt in 3. Auflage dieser Tage auf den Markt. Die Nachfrage war darum enorm, weil es auf dem ganzen Buchmarkt kein einziges, umfassendes Werk gibt, welches die unendliche Vielfalt des Fliegenfischens in erstens fachlicher Hinsicht und zweitens auch was die Präsentation betrifft, perfekt wiedergibt. Übersetzte Werke haben sich darum kaum verkauft, weil man in englisch sprechenden Ländern nicht nur in Sachen Wurf- und Fischereitechnik weniger ausgefeilte Ansichten hat, sondern weil vor allem auch die fischerei- lichen Bedingungen zum Teil völlig andere sind. Alpen- und Voralpengebiete kommen in England nicht vor, bei uns keine Lachse. Und mit Büchern, welche kleinere und grössere Teile (Gruss an H. L.) aus der «Faszination Fliegenfischen» abgekupfert haben, kann man auch nur wenig anfangen. Sie sind der verdienten Bedeutungs- losigkeit anheim gefallen. In keinem anderen deutschsprachigen Fachwerk kann der Fliegenfischer, ob Anfänger oder Fortgeschrittener von A bis Y alles zum Thema lesen und perfekt bebildert sehen. Warum nicht Z? Die Meerfliegenfischerei kommt in diesem Buch darum nicht vor, weil es gute englische Literatur zu diesem Thema gibt und ein Meerfliegen- fischer ohnehin dieser Sprache mächtig sein sollte. Werfen lernen Mit allen Tricks der Meisterschu- le, vom Grundwurf über die Spe- zialwürfe bis hin zum Doppelzug und dem Zweihandwerfen. Merke dir von Beginn weg, dass die Schnurhand eine genauso wichtige Aufgabe hat, wie die Rutenhand. Aus dieser kommt die Technik, aus der Schnurhand die Energie. Bewege die Fliegenrute innerhalb eines Winkels von etwa 45 Grad zur Körperlängsachse! Die Rutenhand kommt nicht höher als bis zur Stirn und nicht tiefer als bis zur Brust Die Rolle zeigt immer in Wurfrichtung Mache hinten und vorne einen deutlichen Stopp Gib deutlich mehr Druck auf den Rückwurf als auf den Vorwärtswurf Bedenke: Die Rutenspitze wirft die Fliege ans Ziel, nicht deine Hand. Versuch's mit Eleganz, nicht mit Kraft. Faszination Fliegenfischen 35 Um die Grundtechnik des Werfens zu erlernen, brauchst du kein Gewässer. Auf der Wiese kannst du dich besser konzentrieren. Wenn du mit Tennisspielen anfängst, spielst du ja auch erst einmal ohne Partner und übst die Grund- schläge gegen eine Wand. Und deine ersten Golfschläge übst du ebenfalls auf der Driving-Range. Fürs Training kommt keinesfalls eine Fliege ans Vorfach. Binde ein kleines Büschel Wollfaden an. Dann legst du neun Meter Schnur und Vorfach schön gerade vor dir aus. Die linke Hand steckst du für den Anfang in die Hosen- tasche oder sonstwohin. Mit dem Mittelfinger der Rechten klemmst du die Schnur vor der Rolle am Rutengriff fest. Du weisst schon, dass es beim Fliegenwerfen darauf ankommt, die Schnur durch eine Pendelbewegung der Rute in der Luft zu halten und sie dann möglichst zielsicher abzulegen. Probiere zum Start nach deinem eigenen Empfinden aus, wie das gehen könnte. Denk dabei auch an die zehn Grundregeln von Seite 30. Ich wünsche dir Spass und lasse dich für den Rest der ersten Lektion ein bisschen allein. In dieser Anfangsphase konnte auch ich keine Zuschauer gebrauchen. Der richtige Arbeitswinkel Kurze Schnur: Kurzer Arbeitsweg, wenig Druck, schneller Rhythmus Lange Schnur: Langer Arbeitsweg, hoher Druck, langsamer Rhythmus 34 Faszination Fliegenfischen Die Rutenhand bleibt zwischen diesen Linien Der richtige Armwinkel. So wirfst du freier, als näher am Körper Wir gehen auf die Wiese Lang, etwa 20 m Wurfrichtung Kurz, etwa 10 m Mittel, etwa 16 m Sieben Regeln für den Start Die richtige Bahn des Ellbogens

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