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Zanderfischen Tipps und Tricks

 

Das Vorfach ist das Wichtigste

Als Übergang von der Knoten- zur Materialkunde, im theoretischen Teil unserer Fliegenfischer Kurse, beginne ich explizit mit dem Thema Vorfach, weil dies der wichtigste Ausrüstungsteil überhaupt ist.
 
Eigentlich logisch; das Vorfach ist nicht nur das dünnste und somit schwächste Teil der ganzen Gerätekette bis zur Fliege oder dem Köder, es ist auch das letzte Teil, welches ein Fisch gut, schlecht oder gar nicht sieht. Matchentscheidend also erstens, ob ein Fisch den Köder überhaupt nimmt und zweitens, ob wir ihn später auch landen können.
 
Leider ist das offenbar für viele Fischer nicht logisch, denn was wir Instruktoren an den Fliegenfischerkursen und unseren Lachsreisen in Irland schon sahen, lässt einem sich die letzten Haare raufen, sich die Stirne mehrmals in den (zum guten Glück weichen) Torfboden hauen oder, sich im humansten Falle abwenden und bitterliche Tränen vergiessen.
 
Ganze 8 (acht!) Windknoten zählte ich schon in Lachsvorfächern und mit einem Zug, der dem einer Bonsai - Forelle entspricht, liessen sich Vorfächer schon mehrteilen. Was, wenn (endlich) ein Lachs gebissen hätte? Beim Test der, wohlverstanden Fortgeschrittenen!, fällt mehr als die Häfte durch. Ich lasse, nachdem wir die wichtigen Wasserwurf-Techniken trainierten, Rollwurf, Switch Cast, O-Pickup, Hebeisen-Rolle, Bogenwurf usw. die Schüler mit folgendem Wortlaut montieren: „So, und nun wollen wir das in die Praxis umsetzen, Fische fangen, knüpft die fängigste Fliege an und stellt die fertig montierten Geräte dorthin“. Alles habe ich dann schon gesehen, alles: Vorfachstummel so kurz und so dick, dass die Spitze nur noch knapp ins Fliegenöhr passte und rund die Hälfte aller Fliegenvorfächer haben Ähnlichkeit mit einem Rosenkranz. Manche graben auch ein „neues“ Vorfach aus der Tasche, bei welchem ich an der Verpackung erkennen kann, dass es älter als zehn Jahre ist.
 
Eine Fliegenschnur endet mit einem Durchmesser von zirka 85/100 Millimetern. Will man eine Fliege sorgfältig präsentieren (und eben grad auch eine Lachsfliege!) muss das Vorfach auch einen Kraftübertragungsteil haben, ergo mit rund 50 – 60/100 Millimeter beginnen und mit passendem Spitzenteil enden, egal ob es geknotet oder konisch heruntergezogen ist. Und da gibt es Lachsfischer mit teuersten Markenruten und –rollen am Wasser, die am Vorfach sparen und durchgehend mit 25er/10lbs fischen, die Lachsfliege aber bei geringstem Gegenwind nie sauber aufs Wasser bringen und sich Windknoten am Laufmeter einhandeln. Um das zu verhindern gibt es welche, die dann durchgehend 40er verwenden um dann bei klarstem Wasser ein 14er oder gar 16er Lachsfliege zu montieren und meinen, auch so könnte mal ein Lachs beissen.
 
Fazit: Ein Fliegenvorfach muss in jeder Beziehung den Gegebenheiten angepasst und vor allem frisch sein. Dann muss man es noch sauber strecken, damit kein „Zapfenzieher“ auf oder bald unter dem Wasser liegt und es muss, zumindest die Spitze entfettet sein. Wohlverstanden, auch, ja vor allem beim Fischen mit der Trockenfliege! Ein normales Vorfach, z.B. beim Zapfenfischen, muss frisch und am Fischertag neu geknotet sein, also gehört jede Vorfachspitze bei jedem Fischgang immer ersetzt. Das bringt mehr Fangerfolg als „noch eine neue Rute“.
 
H.R. Hebeisen