Heidi Hebeisen
Zwei Freunde auf Hecht
Sie sind seit Jahren gute Freunde – der Ire und der Schweizer. Vor allem sind sie Fischerfreunde, fahren gemeinsam mit dem Boot über das Wasser, der eine immer mit einer Pulle Whiskey im Gepäck, der andere immer blendend ausgerüstet für jede Situation.
Heute haben sie sich viel vorgenommen – sie gehen gemeinsam auf Hecht. Natürlich muss er gross sein, mindestens einen Meter sollte das Tier schon haben. Darunter geht bei den Beiden ja gar nichts.
Das Boot ist bereit, alles Erforderliche ist eingeladen inkl. der Pulle, denn der Ire ist abergläubisch. Der Schweizer schwört natürlich auf starke Stahlvorfächer und obergierige Wobbler mit drei Dreihaken, scharf geschliffen. Der Ire präpariert grosse, neonfarbige Gummiköder, auch am Stahlvorfach montiert, man weiss ja schliesslich was für scharfe Zähne die Viecher haben.
Die Köder werden ausgeworfen, das Boot schaukelt leise im Wind, jetzt schön der Schilfkante entlang fahren, da muss doch einer stehen. Ja tatsächlich, da steht einer und er beisst in den handgemalten, uralten Schweizerwobbler. Wie gross mag der Räuber wohl sein? Erst passiert mal gar nichts. Schnur schön unter Zug halten, Rute hoch, aber die biegt sich schon ganz kriminell dem Wasser entgegen. Langsam nimmt das Ruderboot Fahrt auf, Richtung Seemitte. Im Wasser ist nichts zu sehen aber das Boot legt bereits eine beachtliche Strecke zurück.
Der Ire genehmigt sich einen Schluck aus der Pulle, abwarten ist jetzt die Devise.
Nach einstündigem Kampf mit dem Fisch ist der Hecht endlich müde und landet im Boot. Er misst tatsächlich einen Meter zwanzig und der kostbare Wobbler ist auch nicht verloren,
Nach einem Schluck aus der Flasche meint der Ire, man könnte den Fang dem Bootvermieter schenken, der hätte sechs Kinder und eine Frau. Die Trophäe wird fotografiert, ausgenommen und der ganzen Familie stolz präsentiert.
Die beiden Freunde machten sich zufrieden auf den Heimweg, sie hatten grossen Erfolg und zum Schluss erst noch ein gutes Werk getan. Der Weg zurück führte sie am Haus der Bauernfamilie vorbei und was lag dort auf dem Misthaufen? Der wunderschöne Hecht, denn Iren essen keinen solchen Fisch - warum das wissen nur die Götter.