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Revitalisierung
Aus der PETRI NEWS 185-2014

Markus Angst

Revitalisierung - unser Engagement ist dringend gefragt!

«Kämpfen Sie konstruktiv, aber hartnäckig!»

Am 1. Januar 2011 trat das revidierte Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer in Kraft. Eine gute Sache und letztendlich eine Konsequenz der erfolgreich zu Stande gekommenen Volksinitiative „Le-bendiges Wasser“, welche zum parlamentarischen Gegenvorschlag „Schutz und Nutzung der Gewäs-ser“ führte. Das revidierte Gesetz legt fest, dass Fliessgewässer und Seen in der Schweiz naturnaher werden müssen und definiert Massnahmen und Verantwortlichkeiten. Die wichtigsten lauten:

  • die Pflicht zur Ausscheidung des nötigen Gewässerraums durch die Kantone,
  • die Pflicht zu strategischer Planung und konsequenten Umsetzung von Revitalisierungen durch die Kantone,
  • die Reduktion der negativen Auswirkungen der Wasserkraftnutzung in den Bereichen Schwall/Sunk, Geschiebehaushalt und Fischgängigkeit (Planung durch die Kantone, Umsetzung durch die Kraftwerkbetreiber).

Vor diesem Hintergrund werden löblicherweise nun da und dort tatsächlich Revitalisierungsprojekte losgetreten. Man möge nun meinen, dass wir Fischer damit endlich am Ziel unserer Bemühungen angekommen sind und uns (zumindest in dieser Hinsicht) gemütlich zurücklehnen können. Leider weit gefehlt – denn wie nachfolgendes Beispiel zeigt, sind wir genau jetzt – in der heissen Phase der Um-setzung gefragt.

In einem Teil des Tössrevieres 108 steht uns eine sogenannte „Revitalisierung“ bevor. Unsere Nach-barn im Revier 107 haben diese Übung bereits hinter sich. Wer nun allerdings glaubt, flussaufwärts herrsche eine heitere Stimmung, täuscht sich sehr. Der ehemals exzellente Fischbestand ist nur noch ein Schatten seiner selbst und das obwohl „revitalisieren“ gemäss Duden bedeutet etwas „wieder funktionsfähig zu machen“. Warum dem so ist, konnten wir unlängst anhand einer gemeinsamen, durch Fachleute begleiteten Begehung feststellen.

Der ehemals im Zeichen des Hochwasserschutzes begradigten- und mit Schwellen gezähmten Töss fehlt es nun an Struktur und Leben. Etwa die Hälfte der Schwellen ist verschwunden und damit auch die nachgelagerten Kolken. Stattdessen prägen ausgedehnte, langsam und uniform fliessende Ab-schnitte das Bild. Bei den verbleibenden, neu gebauten Schwellen fehlen Rinnen für Niedrigwasser und die lebenswichtigen Kolke unterhalb der Schwellen sind auf der ganzen Breite mit Blöcken zuge-schüttet worden. Die Lebensbedingungen für die Bachforelle, die Groppe und den Krebs haben sich signifikant verschlechtert. Es gibt zu wenige Habitate für grosse Fische, ebenso wenig für die Kleinen und geeignete Laichplätze habe ich auf der ganzen Strecke kaum mehr ausmachen können. Ich kann jede Forelle verstehen, die hier fluchtartig auszieht (hoffentlich verirren sich künftig keine Alet dorthin!).

Dennoch bin ich optimistisch! Warum? Was hier im Revier 107 falsch gelaufen ist, ist einzig darauf zurückzuführen, dass die Fachkräfte aus der Zunft der Fischerei keinen Einfluss hatten. Die Mittel und Werkzeuge, die zur Verfügung standen, hätten ausgereicht, ein tolles Ergebnis zu erzielen. Und nochmals: Das revidierte Gewässerschutz-Gesetz ist eine einmalige Chance für den Fisch und damit auch für uns Fischer. Was es braucht, ist ein Engagement unsererseits als Anwälte der Fische! Ich möchte Sie dringend einladen, sich als Fischer aktiv einzubringen, wann immer sie von einem Revita-lisierungsprojekt in den von Ihnen befischten Gewässern hören. Als Fischer haben Sie eine Stimme. Bieten Sie (notfalls auch bestimmt) möglichst früh im Projekt (Planungsphase) Ihre Mithilfe an und kämpfen Sie konstruktiv aber hartnäckig für die Sache der Fische. Ich bin überzeugt, dass es sich für alle Betroffenen und Beteiligten lohnt!

In der Hoffnung, Sie motiviert zu haben, Ihr Markus Angst

PS Hilfestellung in diesen Fragen erhalten Sie
  • im Schweizerisches Kompetenzzentrum Fischerei SKF, (dem Schweizerischen Fischerei-Verband SFV angegliedert) (www.sfv-fsp.ch, info@fsv-fsp.ch)
  • der Schweizerischen Fischereiberatungsstelle FIBER (www.fischereiberatung.ch, fiber@eawag.ch)
  • den Riverwatchern (www.wwf.ch, thomas.ammann@wwf.ch)..