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Aus der PETRI NEWS 218-2019


Von Dominique Lambert
 

Geld kann man nicht essen


Es ist doch schizophren: Vertreter der Schweizer Landwirtschaft, in der jährlich über 2000 Tonnen Pestizide in die Umwelt gespritzt werden und die deshalb grösstenteils für das Massensterben unserer Insekten und damit auch für den Rückgang unserer Fische verantwortlich gemacht werden muss, reichen beim Bund eine Petition ein, dass abgeklärt wird, warum die Insekten aussterben.

Der Grund hierfür ist klar: Image-Pflege reinsten Wassers. (Wobei gerade die Aussage «reinsten Was-sers» schon Zynismus in Reinform ist.) Und diese Image-Aufbesserung ist ganz dringend nötig, denn die Schweizer Landwirtschaft befindet sich immer wieder und meiner Meinung nach völlig zu Recht un-ter Beschuss: Noch gar nicht lange ist es her, da hat der «Kassensturz» eindrücklich bewiesen, dass die Schutzzonen zwischen Landwirtschaftsflächen und Gewässern viel zu selten eingehalten werden. Was passiert, wenn Gülle oder Pestizide ins Wasser gelangen, ist gerade uns Fischern leider bestens bekannt. Die Kantone als zuständige Aufsichtsorgane aber stehlen sich aus der Verantwortung, drücken sogar ihre Hühneraugen zu, um keinesfalls tätig werden zu müssen. Ich frage mich, wovor die Zuständigen in den Kantonen wohl Angst haben…?
Aber nicht «nur» bei den Schutzzonen sind die Bauern unter Druck: Seit Jahrzehnten findet ein eigentliches Massensterben bei Insekten statt. Besonders schlimm wurde es mit den immer wirksameren Giften, die die Chemische Industrie anbietet. Dass solch hochaktive Mittel nicht «nur» Insekten auf dem Feld vernichten, sondern auch dann noch Insekten töten, wenn sie durch Niederschläge weggespült in einem Gewässer landen, versteht sich wohl von selbst. Ent-sprechende wissenschaftliche Untersuchungen in der Schweiz haben teils toxische (!) Werte in kleinen Bächen ergeben, begleitet von sich lethargisch verhaltenden Bachflohkrebsen sowie Giftrückständen in den Körpern (vor allem den Fortpflanzungsorganen) von Flussfischen. Dass dies nicht so weiter gehen kann – und darf – wird langsam aber sicher der Öffentlichkeit bewusst. Zwei Volksinitiativen sind unabhängig voneinander in Bern eingereicht worden, die zum Ziel haben, diese systematische Vergiftung in unserem Land zu stoppen. Eine, die «Trinkwasser-initiative», will die Subvention der Bauern so steuern, dass nur noch Landwirte Unterstützungsgelder erhalten, die auf Pestizide verzichten und nur so viel Vieh halten, wie sie selber ohne Futtermittelzukauf sättigen können. Die andere, die «Pestizidinitiative», will synthetische Pestizide gleich ganz verbieten und auch den Import von Nahrungsmitteln, die mit Pestiziden hergestellt worden sind.

Beide Initiativen werde ich unterstützen, sie annehmen und in meinem Umfeld für sie weibeln. Meiner Meinung nach haben wir lange genug zugesehen, wie unsere Umwelt, unser Trinkwasser, unsere Flüsse und Seen systematisch mit Pestiziden vergiftet werden. Irgendwann muss damit Schluss sein.

Dominique Lambert
www.dominique-lambert.ch