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Aus der PETRI NEWS 227-2020

James Fond 008
 

Dichtung & Wahrheit

Jeremias Gotthelf, der berühmte Dichter und Pfarrer aus dem Emmental, schrieb das Buch unter diesem Titel zu Zeiten, in welchen ein dicker Bauch noch nicht den ungezügelten Fastfooder verriet, sondern noch mit dem Begriff Wohlstand gleichgesetzt wurde. Heute ist das nicht mehr so, Wohlhabende sind oft darum schlanker, weil sie sich besseres, gesünderes Essen leisten können. Aber kommen wir nun zu dem, was ich Euch eigentlich sagen will. Heutzutage wird die Verwendung von viel Butter und Rahm verfemt, dabei gibt es nichts zu diskutieren, dass sowohl das eine wie das andere halt viele Speisen schon sehr viel feiner macht. Komisch nur, dass man jetzt, da ja bereits das Zeitalter der «Nouvelle Cuisine» hinter uns und die Molekularküche vor uns liegt, mehr dicke Menschen herumlaufen sieht als früher, da Rahm und Butter noch als unverdächtig galten. Kein Wunder, jedenfalls mich wundert das überhaupt nicht. Nicht nur, dass es heutzutage Mode ist, sich von frühmorgens bis abends und dann auch noch nach dem Nachtessen bis zum Schlafengehen laufend etwas Junkfood in den Kopf zu stossen, und sei es im Bus oder beim Gehen, einfach jederzeit und überall. Dass «Zero» null Zucker hat, weiss jeder. Aber die Wenigsten wissen, dass dieses Getränk Ersatz-Süssstoffe noch und nöcher enthält. Diese gaukeln dem Körper vor, er bekäme Zucker, und diesen Zucker holt sich der Organismus bei der nächsten Gelegenheit aus allen Speisen, bis das Manko kompensiert ist. Kurz, Sie können gerade so gut das richtige Coke trinken, es käme aufs Gleiche heraus. Aber nein, «das macht ja dick»! Dafür die doppelte Menge «Zero»; wie dumm.

Aber von Junkfood wollen wir ja nicht reden, darum komme ich zurück zum Kern der Sache. Also Rahm nein, Mascarpone ja? Mascarpone ist aber reiner Doppelrahm. Schauen Sie mal, in wie vielen Rezepten Mascarpone vorkommt! Logisch ist es fein und cremig, wunderbar; aber eben auch dann Doppelrahm, wenn Mascarpone oder Philadelphia drauf steht. So wie ein doppelter Whisky die Leber nicht weniger belastet, wenn man ihn als «Whiskely» bezeichnet oder ihn im Coke versenkt. Und eine Zigarette schadet der Lunge zwar nicht mehr (aber auch nicht weniger), wenn einer nach draussen geht mit der Bemerkung, er wolle ein «Zigarettli go räukele».

Die Wahrheit wird oft durch die Dichtung verdrängt. Der Körper aber kennt nur klare Antworten, und die sind zu sehen, wenn man hinschaut. Oder der Betroffene spürt sie früher oder später am eigenen Körper.