H.R. Hebeisen
Fischen mit Viagra
Ich wette, es gibt wieder eine bestimmte Gattung Leser, die meinen, ich treibe mit ihnen Spass, dass ich diesen Titel für meinen Leiterartikel wählte. Aber nix da. Würde ja grad noch fehlen, dass ich in meinem Alter noch von der Dramaturgie ins Unterhaltungsfach wechsle. Nein, nein, für das haben wir schliesslich den Emil.
Ich will Ihnen nun die einzig wahre Geschichte (Indianerehrenwort) von diesen blauen Wunderpillen erzählen. Der Gedanke kam auf, als ich mir einmal Gedanken darüber machte, welche und welche Menge Hilfsmittelchen wir Fischer denn brauchen, um unseren Erfolg am Fischwasser zu vergrössern Und um das geht es ja schliesslich einzig und allein bei deren Verwendung. Ergo kaufte ich in der Apotheke (für meine Kundschaft ist mir schliesslich nichts zu viel) eine Jumbopackung zum Testen.
Nun, in Etwa bei Halbzeit ist folgender Zwischenstand zu vermelden. Beim Versuch, die blauen Dinger auf einen Haken zu spiessen, ist mir eine Wunderpille nach der anderen zerbrochen. Und, weil ich von Haus aus, zur Sparsamkeit erzogen wurde, schmiss ich die Dinger nicht etwa weg, sondern ass sie samt und sonders auf, ohne mir dabei etwas Besonderes zu denken.
Nun aber geschah es, dass nicht nur die Heidi wie ein Wiesel davonrannte, sondern auch alle, kaum flügge gewordenen Mädchen im Alter zwischen vierzig und fünfzig wie aufgescheuchte Hühner umherflatterten, als sie meine feurigen, rot unterlaufenen Augen sahen. Zwischenzeitlich habe ich endlich eingesehen – dass man die Dinger nicht auf dem Haken aufspiessen kann. Wie schade, ich sah doch schon den grossen Verkaufshit „Viagra-Fly“ und hörte dabei die Kasse mächtig klingeln. Wieder mal nix.
Trotzdem, und vermutlich sind es gerade wieder mal die, die am lautesten lachten, die am meisten „Viagra“ beim Fischen verwenden oder verwendeten! Jawohl. Will Ihnen nur ein Beispiel erzählen. Einer, der später ein Buch zum Thema schrieb, besorgte sich jeweils in meinem Fischerlädeli sämtliches Bleischrot, um seine Nymphen nullkommaplötzlich auch in schnellen Strömungen auf Grund zu bringen. Fangerfolg garantiert, dank weicherem „Viagra“ welches man vor der Nymphe aufs Vorfach andrücken konnte. Und was ist denn mit all den Pasten in hundert diversen Farben, und Gestank-, pardon Geschmacksnoten? Welchen Zweck haben die?
Bissanzeiger bis zu Zapfengrösse, vornehm Englisch als Strike Indicator bezeichnet – was anderes ist denn das? Von Fishfindern und neuen, nun moderneren Apps ganz zu schweigen, hä, öppe nöd Viagra?
Wusste ich doch, dass ich Ihnen das Lachen wieder austreibe.
H.R. Hebeisen
Gell, nimmt Dich nun schaurig wunder, was mit der zweiten Hälfte der Grosspackung geschah. Jetzt lach eben ich.